Primäre Osteoporose | osteoporose.de

Primäre Osteoporose – Veränderungen im Knochenstoffwechsel als Ursache

Bei circa 95 Prozent aller Osteoporose-Erkrankungen handelt es sich um die primäre Form.
1 Diese auch als primäre Osteoporose bezeichnete Krankheit hat keine Grunderkrankung als Ursache, kann jedoch durch verschiedene Risikofaktoren beeinflusst werden. Unterschieden wird die postmenopausale Variante, bei der die Hormonumstellung während den Wechseljahren als Hauptgrund gilt, von der senilen Osteoporose, die hauptsächlich ältere Menschen über 70 Jahre betrifft.1 In sehr seltenen Fällen können auch Kinder und Jugendliche an der Knochenerkrankung (ohne vorherige Grunderkrankung) leiden, die als idiopathische juvenile Osteoporose bekannt ist.

Primäre Osteoporose Typ I: Postmenopausale Osteoporose

Östrogene regen den Knochenaufbau an. Fehlen sie, ist folglich das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau der Knochen gestört, die Abnahme der Knochenmasse überwiegt und eine primäre Osteoporose mit Symptomen wie Rückenschmerzen oder Knochenbrüchen kann entstehen.

Was macht Östrogen am Knochen?

Der Grund für die Entstehung einer postmenopausalen Osteoporose liegt am fehlenden Östrogen, dessen Produktion bei jeder Frau im Alter eingestellt wird. Die Abnahme der Hormonherstellung nimmt mit den Wechseljahren zu – und das bekommen allen voran die Knochen zu spüren, die dadurch porös und brüchig werden können.
Der genaue Wirkmechanismus der weiblichen Geschlechtshormone an den Knochen ist kompliziert. Sie sind unter anderem folgendermaßen beteiligt:
  • Östrogene hemmen die Aktivität der Osteoklasten, den knochenabbauenden Zellen.
  • Sie stimulieren Prozesse in den Osteoblasten, die für den Knochenaufbau zuständig sind.
  • Die weiblichen Hormone fördern die Aufnahme von Kalzium im Magen-Darm-Trakt.
  • Östrogene verbessern die Durchblutung im Knochen.
  • Sie beeinflussen die Absonderung des Parathormons, das den Knochenaufbau stimuliert.

Doch warum leidet nicht jede Frau nach den Wechseljahren an Osteoporose?

Der Grund hierfür liegt in den meisten Fällen darin, dass die Entstehung der Knochenkrankheit von mehreren Einflüssen über einen längeren Zeitraum hinweg abhängig ist. So spielen mehrere Risikofaktoren laut der Osteoporose-Patientenleitlinie eine große Rolle:2
  • zu geringes Körpergewicht (BMI unter 20)iii
  • Nikotinkonsum
  • zu wenig körperliche Aktivität
  • Vitamin D- und/oder Kalziummangel
  • fehlende Bewegungsfähigkeit (Immobilität) und/oder Bewegungseinschränkungen
Auch die Erbanlagen können zu einer primären Osteoporose beitragen. Kommt die Erkrankung häufiger in der Familie vor, steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst an Osteoporose zu erkranken.

Primäre Osteoporose Typ II: Senile Osteoporose

Im Gegensatz zur postmenopausalen Form, können bei der senilen Osteoporose sowohl Frauen als auch Männer betroffen sein. Sie wird auch als Altersosteoporose bezeichnet und entsteht meistens bei Patienten ab dem 70. Lebensjahr.i Die Knochenerkrankung erfolgt in diesem Fall langsam und schleichend und ist deshalb auch als „low turn over“-Osteoporose bekannt.
Bis zum 30. Lebensjahr überwiegt der knochenaufbauende Prozess, danach nimmt der Knochenstoffwechsel ab – das Skelett verliert an Festigkeit und Flexibilität. Genau genommen werden dem Körper natürlicherweise 0,5 bis zwei Prozent pro Jahr an Knochenmasse wieder genommen.3 Ein Grund, warum eine knochenstärkende Ernährung (vor allem reich an Kalzium und Vitamin D) und viel Bewegung auch schon in jungen Jahren wichtig sind.

Sonderform: Idiopathische juvenile Osteoporose bei Kindern und Jugendlichen

In seltenen Fällen kann bei Kindern und Jugendlichen eine idiopathische juvenile Osteoporose, die auch als Dent-Friedman-Syndrom bezeichnet wird, auftreten. Die Krankheit heilt meist innerhalb von drei bis vier Jahren von selbst aus.4 Diese Form von Knochenschwund kann auch während der Wachstumsschübe vorkommen und macht sich in der Regel folgendermaßen im Alter von acht bis zwölf Jahren bemerkbar:5
  • schleichend entstehen Schmerzen in der Wirbelsäule, der Hüfte und den Füßen
  • Gehstörungen und Muskelschwäche begleiten häufig die Beschwerden
  • möglicherweise entsteht ein Wachstumsstopp
Im weiteren Verlauf ist eine Ausbildung von sogenannten Fischwirbeln (formveränderter Wirbelkörper) möglich, die durch Röntgenaufnahmen diagnostiziert werden können.
Die Ursache dieser primären Osteoporose-Variante ist häufig nicht bekannt. Mögliche Auslöser sind ein Vitamin D- und/oder Kalziummangel sowie ein sehr inaktiver Lebensstil. Der idiopathischen juvenilen Osteoporose kann – genau wie bei Erwachsenen – eine Erkrankung zugrunde liegen und zählt dann zu der sogenannten sekundären Osteoporose.

  1. Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie – Osteoporose. URL: https://www.dgu-online.de/patienteninformation/haeufige-diagnosen/senioren/osteoporose.html (11.02.2019).
  2. Osteoporose Patientenleitlinie. S.6. URL: https://www.osd-ev.org/files/5914/9370/9711/leitlinie_osteoporose_DOP.pdf (12.02.2019).
  3. Dr. med. Masry, C.J., Ruf, K. Osteoporose – Vorbeugen und ganzheitlich behandeln. München: Verlagsbuchhandlung GmbH 2013. S. 47.
  4. Hiort; Danne; Wabitsch. Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie. Springer-Verlag 2010. S. 427.
  5. Bartl, R. Klinische Osteologie – Entstehung, Diagnostik, Prävention und Therapie aller Knochenkrankheiten. Georg Thieme Verlag KG 2014. S. 169.

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